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Alle sind gleich und manche sind gleicher

3 Août 2021 , Rédigé par Madeleine Staeheli Toualbia Publié dans #clip hébdomaire

Nehmen wir an, es gebe eine Diskrepanz zwischen dem, was das regierte Volk oder Teile davon für korrekt halten und dem, was die Regierung oder das Establishment tut, in manchen Ländern vielleicht courant normal, doch dass es sich dabei nicht um einen Kriegseinsatz in Afghanistan, sondern um Themen handelt, die das langweilige, normale Alltagsleben betreffen, und dies in einer Weise, dass ein nie dagewesener Druck von unten möglich wird. Manche Haltungen von Führungspersonen der Gesellschaft kann man auch unweigerlich als Provokation verstehen (siehe Foto): Hat man ehrgeizigen, motivierten und aufstiegswilligen jungen Menschen in ihrer Grundausbildung zum doch recht angesehenen Beruf eines Kaufmanns oder einer Kauffrau beigebracht, dass Bewerbungs- und professionelle Porträts niemals auf einem bunten Hintergrund aufgenommen werden dürfen, so präsentieren sich Führungskräfte nullkommaplötzlich vor Gemälden, Wandmalereien, Fotos und weiteren durchaus sehr bunten Hintergründen. Damit stellen sie einerseits indirekt in Frage, was die kompetente Lehrkraft den zukünftigen Kaufleuten beibrachte (als müsste man nicht zuerst die Regeln kennen, bevor man mit ihnen spielen kann) und suggerieren, dass die Ausbildung nichts taugt und die zukünftigen Angestellten in ihrer Firma durchaus mit einem bunten Hintergrund des Porträts willkommen, ja geradezu erwünscht sind. Hätte man die Zeit und den inhaltlichen Lehrplan und wäre an der entsprechenden Institution, den angehenden Kaufleuten eine fundiertere, universitätsnahe oder wissenschaftliche Ausbildung zu vermitteln, so könnte man ihnen ohne weiteres erklären, dass angesehene Familien bunte Hintergründe für Fotos wählen, da dies ihren Status unterstreicht. Da solche Fotos in gehobenen Kreisen üblich sind und ansonsten nicht in Erscheinung treten, möglicherweise im Alltag von Durchschnittsbewerbern gar nicht, und dass Bewerbungsratgeber immer dasselbe herunterbeten: neutraler Hintergrund, stellt sich die Frage, weshalb sich diese jungen, motivierten Leute solchen Fragen stellen müssen, die sie mehr verwirren als fördern, während sie mit viel gezielteren und ihnen dienlichen Aspekten vorankommen können, und die ihnen Nachteile bescheren, wenn sie sich eigenmächtig für einen bunten Hintergrund entscheiden, ohne zu wissen, wie dieser auszusehen hat (die Blumen sind auch lila und die Blätter auch grün) oder die Lehrkräfte nach dem Unterricht in einer Art Nachhilfe befragen. Sie halten dann das Zitat von George Orwell, "Alle sind gleich und manche sind gleicher", womöglich für real ohne Tiefe.

Vielleicht gibt es Zusatzunterricht in den Firmen, für solche Themen, die in der Ausbildung keinen Platz hatten, doch wozu? Will man nicht in erster Linie einen Nachwuchs, der das Grundrüstzeug für Kalkulationen aus dem ff beherrscht, der im Umgang mit Kunden versiert ist, und der sich, wenn erforderlich, das Wissen um bunte Fotohintergründe, im Laufe seiner Karriere aneignen kann? Man versteht manchmal nicht, was die Damen und Herren der Führungseliten bei ihren öffentlichen Auftritten mit ihrer Darstellung bezwecken, da sie weder ein Familienfoto repräsentieren noch die Lehrkräfte sind, die ebenso in ihrem eigenen Alltag ihre eigenen Lehrpläne nicht immer befolgen müssen (- da sagte der Dozent gestern: Niemals offene Schuhe zu einem klassischen Anzug, und dann sieht man ihn so beim Brunch in der Stadt -). Zwischen Stuhl und Bank bleiben dann womöglich die Lernbereiten, deren Ehrgeiz und deren Fähigkeiten man fördern möchte und könnte, solide und der eigenen Kompetenzen sicher, damit sie auch Stürme aus dem Chefbureau überstehen. Aber es ist, wie es ist: Die Elite macht manche Regeln, und irgendwann darf man keine neutralen Hintergründe mehr fotografieren, zu wenig innovativ, zu wenig kreativ, zu wenig Know How über gesellschaftliche Zusammenhänge. Und die Lehrkräfte lehren die neuen Vorgaben, ein wenig als Anwender, als hätten sie ein neues Programm installiert. 

(Because of a short summer break no «clip hébdomaire» will be published between the 9th and 16th of August 2021.)

Ex-Tui-Chef Michael Frenzel (ob der Fotograf das Motiv wählte, ist ungeklärt) (Quelle: manager-magazin, 2021/7/29)

Ex-Tui-Chef Michael Frenzel (ob der Fotograf das Motiv wählte, ist ungeklärt) (Quelle: manager-magazin, 2021/7/29)

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