Overblog
Editer l'article Suivre ce blog Administration + Créer mon blog

Die Welt als Behaviourismus: Zum Abschluss des WEF

26 Janvier 2019 , Rédigé par Madeleine Staeheli Toualbia Publié dans #clip hébdomaire

Was ist schlecht daran, persönliche Daten zu sammeln, um sie zu Werbezwecken zu nutzen, wie das Google tut (Le Monde diplomatique, "Google sucht dich", Ausgabe Schweiz, Januar 2019)? Man ist darüber nicht informiert, muss sich damit nicht befassen, aber bekommt auf eigene Bedürfnisse zugeschnitte Werbung präsentiert, man muss auch nichts dazu tun, ausser im Internet mit Google surfen. Nutzerdaten, die über Verhalten und Vorlieben Aufschluss geben können, hat Google unter dem Namen AdSense zu sammeln begonnen, um damit am Werbemarkt Geld zu verdienen. Googelt man oft Luxusimmobilien, Lofts, beispielsweise, beruflich oder privat, erhält man womöglich Vorschläge für den Kauf einer Wohnung. Negative Folgen sind auch absehbar: Man spricht die durch das Nutzerverhalten festgestellten Bedürfnisse an, ob zutreffend oder nicht, und macht deutlich, dass andere schon längst dort sind oder viel weiter, möglicherweise über Werbung aus der eigenen Nutzerdatengruppe. Man könnte Personen in Luxusimmobilien zeigen, die oberflächlich einen ähnlichen Lebensstandard aufweisen wie ein freier Journalist, der an seinem wurmstichigen Schreibtisch in einer zu einem Büro umfunktionierten alten Fabrikhalle seine kritischen Texte schreibt - denn Leistung und Erfolg zeigt sich auch am Bankkonto und am Geld, das man verdient. Alibi-Demonstranten wie die junge Schwedin Greta Thunberg gehören mit ihrem sehr persönlichen Engagement längst dazu. Doch wer auf wen und worauf Einfluss hat, ist eine stets neu zu diskutierende Frage. 

Milliardär George Soros wies am WEF darauf hin, dass China auf dem Weg ist, ein soziales Kreditsystem aufzubauen, um das Verhalten der Bürger zu lenken, und warnte davor. Das persönliche Verhalten entscheidet darüber, wer man sein wird - allgemein betrachtet eine Binsenwahrheit. Doch was man im Zusammenleben akzeptiert, wird über die Daten, die man erzeugt, zu einer zweiten Realität, die die erste, möglicherweise viel differenziertere, zu verdrängen droht - denn wer Daten hat, die messbar sind, akzeptiert möglicherweise ein Verhalten nicht, das nicht dazu passt - es ist sowohl für den Werbemarkt als auch für die staatliche Kontrolle unwirksam. Verhaltensanpassungen sind deshalb zu erwarten, was durchaus auf Spannungen im sozialen Gefüge hinauslaufen kann.

(Es steht den Leserinnen und Lesern frei, aufgrund dieses Eintrages eine Einschätzung der beispielsweise politischen Haltung, des Lebensstils oder der Höhe des Bankkontos der Verfasserin vorzunehmen und dann entsprechende Werbung zu schicken.)

Partager cet article

Repost0
Pour être informé des derniers articles, inscrivez vous :

Commenter cet article