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Die Überlegenheit der Technik

1 Septembre 2020 , Rédigé par Madeleine Staeheli Toualbia Publié dans #clip mensuel

Wissen, Können, savoir-faire: Wer einen Beruf lernt, eignet sich das spezifische Fachwissen an, setzt es um, entwickelt es und sich selbst weiter, da das Lernen einer Technik zur Handhabe einer Sache oder eines Umstandes auch immer eine Verankerung in der Persönlichkeit mit sich bringt (man eignet sich etwas an, man macht sich etwas zu eigen). Ein Bespiel ist im alemannischen Sprachraum sicher die jahrhundertealte zimmermeisterliche Technik des Fachwerkbaus als Gerüst für den Wandaufbau als Nachfolger des Bohlenständerbaus (Blockhaus). Sei  es Sport wie Windsurfen, segeln, skifahren: Der Beste ist der, der am besten in der Lage ist, das technische Können auf eine Weise zu verinnerlichen, dass er es entwickeln und beschleunigen oder verbessern kann. Daher bewundert man oftmals neidlos die Spezialisten und wahren Könner. 

 

Techniken, die körperlichen mit geistigem Einsatz verbinden, was jedem Lernprozess eigen ist, werden meist von maschinellen Techniken auf dem Markt eingeholt oder begleitet, die versprechen, man werde ohne den beschriebenen Einsatz des Selbst zu einem Könner. So muss man keine Ahnung mehr davon haben, wie man ein Pferd vor einer Kutsche lenkt, wenn man Pferdestärken in einen Motor verwandelt und sie in einem Personenwagen fährt. Man wird zum Anwender, eine Funktion, die im Lernprozess zur Aneignung einer Fähigkeitt eigentlich nicht vorgesehen ist.  Bei Sportgeräten halten sich die Verbindungen von eigenem Einsatz, der erst durch das Wissen einer anzuwendenden Methode/ Technik zum Erfolg führt, noch weitgehend. So gibt es keine Skis mit Selbstlenkung oder automatischem Parallelschwung oder Surfbretter, die das Segel selbst aus dem Wasser aufrichten und nach dem Wind stellen. 

 

Es gibt hingegen Motoryachten, mit denen man in atemberaubender Geschwindigkeit über das Wasser jagen und Wellen aufwirbeln kann, man benötigt dazu einen Führerschein für Motorboote. Doch selbst hier kann man noch jene unterscheiden, die sich für die Technik des Motorbootes interessieren, was erst die Kontrolle über das Fahrzeug erlaubt und gleichzeitig auch klar macht, wo die menschlichen Grenzen im Umgang mit Maschinen liegen (man muss die Gefahren kennen und einschätzen können). Dennoch gaukelt die technische Entwicklung vor, solches sei doch nicht mehr erforderlich, bei all den eingebauten Kontrollmechanismen, man braust übers Wasser, Gefahren zeigt der Bordcomputer an. 

 

Würde man regiert von Personen, die die maschinelle Technik der menschlichen Intelligenz und Fähigkeit vorziehen und sie als überlegen akzeptieren, wäre ein demokratischer Rechtsstaat mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht mehr möglich, denn die Geräte, elektronischen Techniken und Mascinen wurden von Menschen entwickelt – entgleitet die Kontrolle, indem man sie nicht mehr als Mittel zum Zweck sondern als Mittel an sich einsetzt, kann keine Auseinandersetzung mit einer unerwarteten Situation stattfinden (daher versucht man, dieser Kritik zu begegnen und programmiert die Technik so, dass sie mit Eventualitäten umgehen kann und verweist auf die Fehleranfälligkeit des menschlichen Systems). 

 

Kritiker verweist man dann auch  darauf, dass heute alle Auto fahren (was man im übrigen auch lernen müsse) und keiner deshalb mit Pferden umgehen können muss – weshalb das nicht auf zahlreiche Lebensbereiche ausweiten, das sei doch demokratisch und ermögliche mehr Menschen Zugang zu neuen und komfortableren Lebenswelten. 

 

Wenn das menschliche Hirn immer weitere Bereiche der automatisierten Welt nicht mehr kontrolliert, die es erschaffen hat, kann ein Problem zu einem Kollaps führen. Bei menschlichem Versagen zwar auch (man versuchte, die Schuldfrage durch den Einsatz von Automaten zu eliminieren), doch bleibt dabei auch die Zufriedenheit und Befriedigung und persönliche Reifung unerfüllt, die sich durch erfolgreiche Lernprozesse, das sich zu eigen machen von Wissen und Kompetenzen und somit Verantwortung, einstellt. Das muss wohl bewusst bleiben, auch wenn das eigene Können gerade dazu verleitet, weitere Techniken zu erfinden und anzuwenden, letztlich, bis man selbst überflüssig würde.

 

(Im Sinne der Solidarität in der Covid-19-Pandemie wird dieser clip mensuel kostenlos veröffentlicht.)

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